Während im Meer die Eisberge vorbei ziehen, ist das Land von grünen Bergen und Hügeln sowie weiten Wiesen gesäumt. Dieses Grün fasziniert und überrascht im Land des Eises. Aber nicht ohne Grund hat Erik der Rote sich Südgrönland ausgeschaut; seiner Meinung nach das fruchtbarste Gebiet. Die Grönländer sind sehr gastfreundlich und offen. An der Küste leben sie primär von der Fischerei und dem Robbenfang. Im Inneren der Fjorde ist es wärmer und hier stehen Schafzucht und Gemüseanbau im Vordergrund. Südgrönland ist ein Paradies für Wanderer, denn ob Profi oder Hobby-Wanderer, im vielfältigen Gelände findet jeder seinen Weg. Und wenn es Zeit ist zu rasten, kann man sein Zelt überall aufstellen. An seinem eigenen Lieblingsplatz. Hierbei gibt es nur drei Ausnahmen: nicht auf Privatgelände, nicht in der Nähe von Wasserreservoirs oder in der Nähe der alten Ruinen.
Wer denkt, in Südgrönland gäbe es außer der Landschaft nichts zu entdecken, der irrt. Ruinen aus der Wikinger Zeit und die zauberhaften Städte mit bunten Häusern sind einen Besuch wert. Obwohl Grönland bei weitem die geringste Bevölkerungsdichte der Welt hat, liegen die Ortschaften in Südgrönland relativ nahe bei einander. Sie sind natürlich für unsere Verhältnisse klein, die bevölkerungsreichste Stadt in ganz Grönland ist die Hauptstadt Nuuk und hat circa 16.500 Einwohner. Sie liegt aber viel weiter im Norden. Narsaq, eine Stadt zu der wir gleich kommen, hat beispielsweise 1.700 Einwohner. Damit ist klar, selbst wenn man die charmanten Ortschaften besucht, ist die Natur und Wildnis nie weit weg.
Narsarsuaq – Auf den Spuren von Erik dem Roten
Narsarsuaq ist die Stadt mit dem internationalen Flughafen von Südgrönland und gehört zu Narsaq. Früher war hier eine der amerikanischen Militärbasen. Die „große Ebene“ ist umgeben von Bergen; das Meer ist circa zwei Kilometer entfernt. Auf der anderen Fjordseite siedelte Erik der Rote an und die Ruinen des Ortes Brattahlid sind dort zu besichtigen. Das Wohnhaus und die ThjodhildsKirche – angeblich die erste christliche Kirche in Grönland – wurden hier originalgetreu nachgebaut. Seit 2000 kann man in die damalige Welt der Wikinger in Südgrönland eintreten. Heute heißt der Ort Qassiearsuk und birgt die größte Schafzucht Grönlands. Hier ein Tipp: die Schafzüchter bieten oftmals Übernachtungen inmitten der grünen Schafsweiden und Hänge an. In Narsarsuaq, das am Eriksfjord liegt, sollte man unbedingt auch zum Aussichtspunkt wandern und den Blick auf Fjord und Gletscher genießen. Viele Urlauber nehmen hier auch an geführten Kajakexkursionen teil. Ein Erlebnis inmitten des Wassers an den Eisbergen vorbeizupaddeln.
Narsaq – Die Ebene am Inlandeis von Südgrönland
Narsaq bietet einen Blick auf das Inlandeis und wie der Name „Ebene“ schon impliziert, auf die weiten, grün bedeckten Ebenen. Die Stadt liegt an der Küste des Tunulliarkfik-Fjordes. Entlang des tiefblauen Fjordes treiben die Eisberge der nördlich gelegenen Gletscher entlang. Damit sind Lachse, Forellen und Seehunde hier zu Hause. Ein Ausflug zu den Gletschern ist möglich, auch hier durch Kajaktouren. Und wie im ersten Teil der Wunschreise angedeutet, ist Narsaq eine Möglichkeit, über kurze Ausflüge oder lange Wanderungen zum Inlandeis zu gelangen. Es ist eine sehr fruchtbare Region, in der die Schafzucht eine große Rolle spielt. Und Freunde des wärmeren Klimas wird es freuen zu hören, dass der Sommer in Narsaq auch Temperaturen von mehr als 20 Grad hergibt. Auf einigen Häuserdächern der Stadt sind noch die Orientierungsmarken der amerikanischen Piloten zum Anflug auf die ehemalige Militärbasis erkennbar. Aus Narsaq stammt übrigens auch der Verfasser der grönländischen Nationalhymne, Henrik Lund.
Qaqortoq – Das bezaubernde Städtchen in der Nähe heißer Quellen
Qaqortoq ist die größte Stadt der Region mit 3.500 Einwohnern. Es ist eine reizende, liebenswürdige Stadt und direkt in den steilen Berghang über der Bucht erbaut. Ein Spaziergang durch den Ort mit den farbenfrohen Häusern lohnt sich; dabei ist auch immer ein Pläuschchen mit den Bewohnern drin. Aus dem Kunstprojekt „Stein und Mensch“ der Jahre `93 und `94 heraus, sind über die Stadt verteilt Skulpturen aus Granitfelsen zu bewundern. Das Museum von Qaqortog bringt einem die Geschichte der Wikinger und der Inuit näher. Aber insbesondere ist es die richtige Stadt für einen Besuch der heißen Quellen von Südgrönland. Mitten im subarktischen Klima genießt man hier ein Bad ohne zu frieren und kann dabei noch die vorbei treibenden Eisberge am Fjordufer beobachten. Die Umgebung lädt zum Besuch der Kirchenruine von Hvalsey aus dem 14. Jahrhundert ein, die auch viele Einheimische als Ausflugsziel nutzen. Und natürlich kann man wandern, wandern, wandern.
Den Stadtnamen „Das Weiße“ verdankt Qaqortoq übrigens den vorbeitreibenden Eisbergen, die es Schiffen oft zu schwer machen in der Bucht anzulegen.
Nanortalik – Die Kletterwände für Profi-Bergsteiger
Die südlichste Stadt von Grönland, die übersetzt die „Bärenstelle“ bedeutet, liegt auf einer Insel am Tasermiut-Fjord. Bekannt sind die steilen, senkrechten Bergwände vor allem bei richtig guten Kletterern. Tatsächlich ist es so, dass nur sehr erfahrene Bergsteiger sich an diesen Wänden versuchen sollten. Einige der Gipfel der bis zu 2.000 Meter hohen Berge wurden bis jetzt noch nie bestiegen. In der Umgebung von Nanortalik gibt es viele Ruinen aus der Zeit der Nordländer, zum Beispiel die Ruinen von Herjolfnes. Einen Einblick in den Alltag von Grönländern im 19. und 20. Jahrhundert gewährt das örtliche Freilichtmuseum. Die Einheimischen konzentrieren sich hier auf die Fischerei und die Robbenjagd. Achtung, ab und zu, aber wirklich sehr selten, findet auch ein Eisbär den Weg auf einer Scholle nach Nanortalik.
Igaliko – Wikinger und der Berg Illerfissalik
Der kleine Ort mit seinen farbenfrohen Häusern wird zumeist über eine Wanderung, die an einer kleinen Holzhütte, dem Hafen von Itilleq, beginnt. Igaliko ist circa 30 Kilometer von Narsaq entfernt. Die Gegend ist perfekt für Wanderungen. Auf der anderen Seite des tiefblauen Fjordes liegt der Berg Illerfissalik. An seinem Ende gibt es ein Plateau, das fantastische Ausblicke auf Gletscher und Eisberge freigibt. Hier kann man auch im Fjord schwimmen. Igaliku ist zudem bekannt für seine mehr als 40 Ruinen der Wikingerzeit. Darunter die Ruine der Domkirche St. Niklaus aus dem frühen 13. Jahrhundert, da hier der Bischofssitz von Grönland war. Auch diese Wikingersiedlung wurde im 15. Jahrhundert aufgegeben. Warum die Wikinger in dieser Zeit Südgrönland verließen, ist bis heute ein Geheimnis.
Wohin denn noch?
Es gibt sicherlich noch ein paar andere Städte, die einen Besuch wert sind. Je nachdem wie viel Zeit man für den Besuch in Südgrönland mitbringt. Wer allerdings wirkliche Ruhe in dieser wilden Natur sucht, nimmt ein Boot oder eine Jolle und fährt in eines der kleinen Dörfer von Südgrönland. Oder sucht sich eine der tollen Wanderrouten heraus und genießt den Frieden der wunderschönen Landschaft.
Wie kommt man eigentlich nach Südgrönland?
Mit dem Flugzeug – entweder über Kopenhagen (ca. 5 Stunden) oder Island (ca. 3 Stunden) nach Narsarsuaq. Und von dort aus geht es dann mit dem Helikopter oder mit dem Schiff zu den anderen Ortschaften.